Awareness
Awareness-Gruppe der Sama32
Die Gruppe hat sich anlassbezogen im September 2021 gegründet. Es wurde seither deutlich, dass eine Verstetigung einer solchen Gruppe zielführend ist.
1 Aufgabe
Wir sehen unsere Aufgabe darin, Gewalt-Vorfällen im Zusammenhang mit der Sama32 die erforderliche Beachtung zu schenken und einen verantwortungsvollen Umgang damit zu finden indem in gemeinsamer Absprache mit den Betroffenen bzw. ihrer Support-Struktur, die notwendigen Schritte erarbeitet und dann in unserem Wirkungskreis (Community) umgesetzt werden.
In diesem Sinne stellen wir eine erweiterte Awareness-Struktur dar, da wir über den aktuellen Abend hinaus handeln.
Neben dem Umgang mit tatsächlichen Vorfällen ist unser Ziel für Strukturen zu sorgen, in denen Gewalt präventiv verhindert und begegenet wird.
2 Aktivität
Wir werden nur auf Antrag aktiv, d.h. wir kümmern uns nicht pauschal um jedes Vorkommnis, sondern nur, wenn ein Fall von einer betroffenen Person oder Gruppe oder vom Sama32-Plenum an uns herangetragen wird.
3 Zuständigkeit
Unsere Zuständigkeit sehen wir auf Gewalt-Vorfälle und Gewalt-Vorwürfe im Zusammenhang mit der Sama32, unserem Kollektiv, Kollektivmitgliedern, assoziierte Aktiven, externen Veranstaltern und unserem Gästekreis beschränkt.
4 Parteilichkeit und Betroffenenschutz
Handlungsleitend ist für uns Parteilichkeit mit und Schutz von Betroffenen. Dies bedeutet dass 1. nichts gegen den Willen der Betroffenen unternommen werden soll, 2. alle Informationen vertraulich behandelt werden; 3. wird nach außen nur so viel wie nötig/so wenig wie möglich an konkreter Information weitergegeben.
5 Schutzraum/Sicherer Raum
Überall wo Menschen zusammenkommen, kann zwischenmenschlich etwas schiefgehen, daher ist ein absoluter Schutzraum eine Illusion. Dennoch ist unser Ziel, dass Betroffene die Sama32 als sicheren und betroffenen-parteiischen Ort nutzen können. Gegebenenfalls stellen wir den Schutzraum über ein Hausverbot für die gewaltausübende Person sicher.
6 Community-Accountability/Transformative-Justice
Wir orientieren uns an der Philosophie des Community-Accountability-/Transformative-Justice-Ansatzes.
7 Definitionsmacht
Seit vielen Jahren hat sich in der Sama32 die Praxis bewährt, dass absolute Defintionsmacht nur am gleichen Abend, nur im Moment des akuten Konflikts, gilt. Die als gewaltauslösend gelesene Person wird dabei ohne Diskussion und unverzüglich der Räumlichkeiten verwiesen, auch wenn dies ungerechtfertigt sein mag. Gleichzeitig wird die Person zum nächsten Plenum eingeladen um den Vorfall zu besprechen.
Der Tresendienst des jeweiligen Abends übt dabei das Hausrecht aus ohne eine Begründung angeben zu müssen. Ziel ist die Vermeidung von Eskalation und weiterer Konflikte.
Die Klärung des Vorfalls erfolgt auf dem nächsten Plenum, mit oder ohne Anwesenheit der beschuldigten Person.
Anknüpfend an diese Praxis kann zum Umgang mit komplizierteren Sachverhalten nun die Awareness-Gruppe hinzugezogen werden bzw. ihr der Fall übergeben werden.
8 Grenzen
Wir können und wollen keine psychologische, soziale, rechtliche oder sonstige fachliche Beratung leisten. Hierzu verweisen wir auf professionelle Angebote und Institutionen. Wir helfen gerne bei der Suche nach passenden Angeboten.
9 Kapazitäten
Die Sama32, und damit auch die Awareness-Gruppe, ist ein ehrenamtlich betriebenes Projekt und wir agieren nach dem Konsensprinzip. Bitte habt daher Verständnis, dass wir nicht 24/7 zur Verfügung stehen können und alles seine Zeit brauchen kann.
10 Arbeitsweise
Unser Ziel ist, allen Beteiligten gerecht zu werden. Dies erfordert, jeden Einzelfall als solchen zu betrachten. Wir wollen alle Seiten anhören und streben ein gemeinsam geteiltes Verständnis des Vorgefallenen an sowie einen Umgang der von allen Beteiligten mitgetragen wird.
Das kann einige Zeit in Anspruch nehmen.
Uns ist besonders wichtig, umsichtig mit an uns herangetragenen Informationen umzugehen und Missverständnisse, Gerüchte und “Stille-Post-Effekte” zu vermeiden.
11 Abschluss
Im Idealfall ist unsere Arbeit dann beendet, wenn ein für alle Beteiligten gangbarer Umgang erarbeitet wurde und sichergestellt ist, dass dieser umgesetzt wurde oder umgesetzt werden kann.
Sollte mit den Beteiligten eines Konflikts eine substanzielle Zusammenarbeit nicht zustandekommen können bzw. uns eine alternative Perspektive angeboten werden, werden wir den Fall nach einer angemessen erscheinenden Zeitspanne auf Basis der uns vorliegenden Informationen beenden, setzen die beteiligten Personen oder Gruppen über unser Ergebnis in Kenntnis und setzen ggfs. unser Ergebnis um. Auch in solchen Fällen sind wir selbstverständlich weiterhin ansprechbar.
12 Handlungsmacht
Die direkte Handlungsmacht der Sama32 sehen wir auf unsere Räumlichkeiten begrenzt im Sinne des Hausrechts (Stichwort Hausverbot) und ziehen dabei, wie bisher auch schon, je nach Fall transformative Elemente in Betracht (z.B. bedingte oder befristete Hausverbote, Auflagen, Wenn-Dann-Regelungen, Berücksichtigung von Einsicht und Besserungszusagen, ...).
13 Solidarische Unterstützung bei externen Fällen
Wir sind als Sama ausdrücklich bereit dazu, uns z.B. an der Gewährleistung von Schutzräumen für Betroffene zu beteiligen. Wir bitten in solchen Fällen jedoch darum, dass sich Vertreter*innen BEIDER Supportgruppen und (mindestens) diejenige/n betroffenen Personen gegen die ein Schutzraum durchgesetzt werden soll, GEMEINSAM bei uns melden. Bitte meldet euch also erst NACHDEM ihr als Supportgruppen ein gemeinsames Übereinkommen erarbeitet habt. Sollte es euch nicht gelingen mit der Supportgruppe eures Konflikt-Gegenübers in Kontakt zu kommen, dann versuchen wir gerne mit euch Wege zu finden, wie euch dies gelingen könnte. Wir sprechen auch gerne mit euch darüber, welche Rolle wir als Sama in eurem Fall spielen sollten.
14 Verhältnis Awareness-Gruppe vs. Sama32-Plenum
Die Awareness-Gruppe berichtet, unter Beachtung des Betroffenenschutzes, dem Sama32-Plenum.
Die Awareness-Gruppe berät das Sama32-Plenum zum weiteren Vorgehen im spezifischen Fall.
Die Awareness-Gruppe schlägt dem Sama32-Plenum eventuelle Sanktionen vor.
Das Plenum hat die alleinige Entscheidungsmacht.
15 Ansprechbarkeit Plenum
Das Sama32-Plenum findet jeden 1. und 3. Sonntag eines Monats um 20 Uhr statt. Das Plenum ist ohne Voranmeldung für Gäste offen.
16 Ansprechbarkeit Awareness-Gruppe
(Betroffene können sich direkt per Email an uns wenden oder indirekt über das Sama32-Plenum. Wenn ihr uns über Email kontaktiert, bemühen wir uns um eine schnelle erste Antwort im Sinne einer Eingangsbestätigung. Eine Klärung allein über Email ist nicht möglich. Wir stehen immer für ein erstes Gespräch zur Verfügung um das Anliegen zu hören und gemeinsam zu klären, ob und wenn ja wie weit wir als Awareness-Gruppe tätig werden können/wollen/sollen.
Wir stehen auch Kollektiven und anderen Zusammenhängen als Ansprechpartner zur Verfügung.
Falls Ihr Fragen oder Anregungen habt, meldet euch gerne bei uns!
Awareness-Gruppe: sama32awareness@riseup.net
Sama32-Plenum: sama32@riseup.net
Awareness-Gruppe und Sama32
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Wir orientieren uns an folgenden Vorschlägen zur Umsetzung von Definitionsmacht, Community Accountability und Transformativer Gerechtigkeit.
Wir begrüßen jede Diskussion dazu.
Wir freuen uns jederzeit über Vorschläge zu weiterer hilfreicher Literatur.
DE
CARA (2006/2014): Das Risiko wagen. Strategien für selbstorganisierte und kollektive Verantwortungsübernahme bei sexualisierter Gewalt. Übersetzung: Transformative Justice Kollektiv Berlin, 2014 (Original: Communities Against Rape and Abuse (CARA): Taking Risks. Implementing Grassroots Community Accountability Strategies, in: Colors of Violence: the Incite! Anthology, 2006, Massachusets).
Unter: https://www.transformativejustice.eu/wp-content/uploads/2017/04/Das-Risiko-wagen.pdf
No Lager Bremen (2014): Definitionsmacht neu ausbuchstabiert. Stichworte zum kollektiven Umgang mit sexualisierter, rassistischer und anderer Gewalt in sozialen Bewegungen, S.11-15, in: Transact 6: Wie ist meine Freiheit mit deiner verbunden?
Unter: https://transact.noblogs.org/files/2014/02/transact6_de.pdf
EN
CARA (2006/2014): Taking Risks: Implementing Grassroots Community Accountability Strategies
https://www.transformativejustice.eu/wp-content/uploads/2010/11/Taking-Risks.-CARA.pdf
Nolager Bremen (2014): For another understanding of the Power of Definition Keywords concerning the collective handling of sexualized, racist and other violence in social movements. In: How is your Liberation bound up with mine? Ideas about mixed Organising-Processes, the Power of Definition and Critical Whiteness, p 11-15
https://transact.noblogs.org/files/2014/02/transact6_en.pdf